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Die jungen Jahre

Musikalische Impulse der Heimat

Die Interpretationen und Klangvorstellungen von Alois Springer sind durch seine Heimat geprägt. Geographisch gehört er ebenso zum Westen wie zum Osten. Er stammt aus Böhmen- Mähren in der Mitte Europas, dem Land von Gustav Mahler, Anton Dvorak, Friedrich Smetana, Franz Schubert.

Nicht nur daher rührt die besondere Klangsinnlichkeit seiner Interpretationen Dvoraks, Mahlers, Tschaikowskys, Rachmaninoffs, sondern auch von seiner Liebe zur Geige, zu den Streichern, ihrem Klang, den er im Gegensatz zu den Solisten unter den Bläsern verändern kann, so sagt er selbst.

Die Eindrücke der frühen Kindheit haben dem musikalischen Schaffen von Alois Springer eine eigene, warme Farbe gegeben: die mit bunten Bändern geschmückte Geige des Vaters an der Wand in der Dorfmühle, die böhmischen Musikanten mit ihrer Dorfmusik, die Zigeunergeiger, daneben der Wiener Einfluss mit Namen wie Johann Strauss. J. Lanner, C. M. Ziehrer, E. Waldteufel, J. Schrammel.

 

Kindheitstraum Musik

Auf dem Fahrrad

Mit acht Jahren unter dem Bombenhagel der letzten Kriegstage des 2. Weltkrieges auf dem Fahrrad zur ersten Geigenstunde übers Land – im Ohr schon die Unheil verkündenden Fanfaren der Kasernen von Leitmeritz.

 

In seinen Interpretationen der Symphonien Gustav Mahlers, besonders der 1. Symphonie wird Alois Springer später all diese Eindrücke ergreifend musikalisch schildern – die Unendlichkeit der mährischen Tiefebene – (Einleitung 1. Satz) – das Trompetensignal der Kasernen von Leitmeritz (1. Satz; Takt Zi.2; der Ländlerbass des Scherzos; die banalen Jahrmarktsmelodien, vulgäre melodische ‚Aufstoßer‘ und zirkusartige Melodien im 3. Satz).

In seiner Autobiographie …und Olkowitz liegt doch am Meer — Schönheit ist des Teufels, erschienen im ACABUS-Verlag, erzählt er seine eigene Geschichte wie eine Symphonie. Jede Note benötigt die nächste.

 

Der junge Alois Springer

Der junge Alois Springer

Ein Jahr nach seinem ersten Geigenunterricht dann ein einschneidendes Erlebnis: die Vertreibung aus Böhmen-Mähren, dem Sudetenland. Es schien, kaum begonnen, das Ende der musikalischen Laufbahn von Alois Springer zu sein.

 

 

Konzertmeister mit 14 Jahren
Als Konzertmeister in FuldaDrei Jahre nach der Vertreibung folgt die Wiederaufnahme des Geigenunterrichts, bald darauf die Entdeckung seines Talents durch Heinz von Schumann, den Leiter des Fuldaer Kammerorchesters: „Du gehörst niemandem, du gehörst der Welt“.

Daneben bringt sich Alois Springer autodidaktisch im Klavierspiel voran, bis hin zu Beethoven-Sonaten, was seinen ersten Klavierlehrer in der ersten Stunde zu dem Ausspruch bewegte: „Da bin ich einem Genie begegnet.“

Als Knabe noch hat Alois Springer bereits erste öffentliche Auftritte als Solist mit Violinkonzerten von J.S. Bach, A. Vivaldi, W.A. Mozart.

Heinz von Schumann holt den erst Vierzehnjährigen als Konzertmeister zusammen mit Prof. Karl Albrecht Hermann, seinem späteren Lehrer an der Hochschule für Musik, in das Fuldaer Kammerorchester.

Als Musikstuden

Als Musikstuden

Dann der abrupte Einschnitt: Aus wirtschaftlichem Zwang heraus der Beginn einer kaufmännische Lehre in einer Kerzenfabrik (Eikenscheidt). Nach drei Monaten, voller Verzweiflung darüber, springt er eines Nachts sogar aus dem Fenster. Seine Forderung an die Eltern: Beendigung der kaufmännischen Lehre, um Musik studieren zu dürfen.

 

Daraufhin absolviert Alois Springer ein Musikstudium für Violine und Klavier an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main bei Prof. Walter Davisson, Prof. Karl Albrecht Herrmann, Soloklasse Violine und Erich Lenschewsky, Orchesterklasse.

 

Begegnung mit Sergiu Celibidache

Sergiu Celibidace

Sergiu Celibidace

In diese Zeit fällt die entscheidende Begegnung mit Sergiu Celibidache, dem Nachfolger Furtwänglers bei den Berliner Philharmonikern. Dieser überraschte Alois Springer bei der Niederschrift der Jupiter-Symphonie von Mozart aus dem Gedächtnis heraus und sprach die entscheidenden Worte: „Wenn du so ein phänomenales Gedächtnis hast für Partituren und dazu noch eindeutige Klangvorstellungen, dann folge Deinem Klang, werde Dirigent.“

 

Duospiel mit Günter Ludwig

Duospiel mit Günter Ludwig

Der Entschluss, Dirigent zu werden und seinen Klangvorstellungen und Vorbildern nachzugehen, stand fest. Alois Springer nahm das Dirigierstudium bei Prof. Martin Stephanie in Wuppertal auf und vervollkommnte dazu noch sein Geigen- und Klavierspiel bis zur Konzertreife bei Hedi Gigler und Prof. Theobold.

Er reihte sich damit in die große deutsche Dirigenten-Tradition von Arthur Nikisch, Bruno Walter, Furtwängler, seinen Vorbildern, ein.