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Tanglewood, New York, Leonard Bernstein

Neue Preise und Begegnungen
Bei einem Zusammentreffen in Paris mit dem Music Director des Boston Symphony Orchestra, Erich Leinsdorf, lud ihn dieser nach Tanglewood/Mass. ein, der Sommerresidenz des Boston Symphony Orchestra. „Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Werden Sie nie ein Instant-Dirigent. Kommen Sie zu mir als mein Mitarbeiter.“

Alois Springer folgte der Einladung.

Tanglewood Music Center

Mit Gunther Schuller (links) und Igor Kipnis (Mitte)

Mit Gunther Schuller (links) und Igor Kipnis (Mitte)

In Tanglewood gewann er den begehrten Koussevitzky- Conducting-Prize und den Eleonore R. Crane Memorial Prize. Doch ebenso wichtig für ihn waren die Zusammentreffen mit großen Persönlichkeiten der Musikgeschichte in seinem ersten Berkshire-Musikfestival- Sommer in Tanglewood.

 

 

Springer mit Aaron Copland

Springer mit Aaron Copland

Für Alois Springer waren dies Begegnungen mit „Leuchttürmen für seinen weiteren Weg“, u. a. mit Samuel Barber, Aaron Copland, Charles Munch, William Steinberg, Zoltan Kodaly, Sir Adrian Boult, dem Jazzer Gunther Schuller, aber auch mit dem aufstrebenden koreanischen Komponisten Isang Yun, der gerade seinem nordkoreanischen Todesurteil entronnen war.

 

Das entscheidende Treffen mit Bernstein

Als Assistent von Bernstein

Als Assistent von Bernstein

Die Begegnung von entscheidender Bedeutung aber ereignete sich an dem lebendigsten Ort von Tanglewood, in der Cafeteria der Studenten. Alois Springer hatte am Abend zuvor das Berkshire–Student-Orchestra mit „Don Juan“ von Richard Strauss dirigiert, hatte gerade eine Blinddarmoperation hinter sich und war quasi vom Operationstisch aufs Dirigentenpult gesprungen.

 

 

 

An diesem Morgen erholte er sich von der Strapaze, als er von einem Studenten, so meinte er, angesprochen wurde: „Wenn Du der bist, von dem hier  alle reden, dann komm zu mir nach New York zu den New York Philharmonikern.Das ist der richtige Ort für Dich!“

Mit dem Berkshire Festival Orchestra in Tanglewood

Mit dem Berkshire Festival Orchestra in Tanglewood

Es war Leonard Bernstein. Obgleich noch als Dirigent von RTL verpflichtet, konnte Alois Springer diesem Ruf nicht widerstehen. Er ging nach New York, gewann den 1. Preis des Dimitri-Mitopoulos Wettbewerbs mit Goldmedaille, wurde persönlicher Mitarbeiter Leonard Bernsteins und Assistent Conductor der New Yorker Philharmoniker.

 

Als Dirigent der New Yorker Philharmoniker

Höhepunkte in New York

Springer mit Karl Böhm

Springer mit Karl Böhm

Springer mit Karl Böhm[/caption]Höhepunkte dieser Zeit waren für Alois Springer seine Auftritte in der berühmten Reihe „Young peoples concerts“, u. a. mit dem 12 jährigen Cellisten Lawrence Foster, oder das Zusammentreffen mit Karl Böhm und den Wiener Philharmonikern während des 125-jährigen Jubiläums beider großer Orchester. Er saß neben Karl Böhm in der Philharmonie und beide hörten Bernsteins Probe mit den Wiener Philharmonikern zu, als Böhm ihn anstieß: „Schau, schau, da tonzt er scho wieder, der Lenie“, aufstand und ging.

Mit Olga Koussevitzky

Mit Olga Koussevitzky

Beim Galakonzert ihm zu Ehren in der New York Philharmonie wäre es während einer Probe zu „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss beinahe zum Eklat zwischen Leonard Bernstein und Alois Springer gekommen. Bernstein saß in den hinteren Reihen der Philharmonie und rief beim Abklingen der Apotheose ins pianissimo Springer zu: „Ich höre nichts mehr.“ Alois Springer drehte sich um und erwiderte dem Maestro: „Dann ist es noch zu laut.“ Das Orchester erschrak ob solcher Respektlosigkeit und hörte auf zu spielen.

 

Bei dem anschließenden Empfang, an dem unter anderen Harry Belafonte, Frank Sinatra und Barbara Streisand teilnahmen, flirtete Springer in den Kulissen mit einem der Serviermädchen. Später stelle er fest: Es war Barbara Streisand.

Serge Koussevitzky

Serge Koussevitzky

Bei einem Empfang zu Ehren von Preisträgern im Blairhouse, dem Gästehaus des Weißen Hauses, lernte Alois Springer Claudio Abbado kennen, den späteren Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Eine unvergessene Begegnung.

 

Der legendäre Kuss der Manschettenknöpfe

Der legendäre Kuss der Manschettenknöpfe

Unvergessen in der Erinnerung Alois Springers sind auch die Bilder von der totalen Versunkenheit zweier großer Dirigenten im Künstlerzimmer vor einem Konzert in Toronto: Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in Yogastellung versunken, sich gegenüber knieend. In Alois Springers Gedächtnis graviert ist auch Bernsteins schon legendärer Kuss seiner Manschettenknöpfe, die Serge Koussevitzky ihm schenkte, bevor er auf das Podium trat.

Ebenso legte Bernstein großen Wert auf sein „Cape“, seinen Ornat, den er sich umhing quasi als Amtskleidung eines zelebrierenden Dirigenten. „I got the Cape from Koussevitzky. Tell me, when you will get the cape“, sagte er auffordernd zu Alois Springer.

Auf der Kanada-Tournee der New-York Philharmoniker, als sich Springer und Bernstein schon einige Zeit kannten, stellte ihm Leonard Bernstein die für ihn so existenzielle Frage: „Glaubst Du?“ Erst da erkannte Alois Springer die tiefe Religiosität des Meisters, die er in „The Mass“, einem musikalischen Monument der Kommunion und Umarmung, verarbeitet hatte.